Ein Salonspiel, eine Literatur-Blindverkostung und ein Zeitvertreib. Wie das biologische Vorbild funktioniert »MIMIKRY – Das Spiel des Lesens« mittels Signalfälschung, Täuschung und Verstellung. Wer einen Romananfang am glaubwürdigsten imitiert, eine markante literarische Stimme am besten trifft, gewinnt.
Was zeichnet den Stil von Günter Grass aus? Wie beginnt Jane Austens Stolz und Vorurteil? Kann man wie Rainald Goetz schreiben? Ziel von »MIMIKRY – Das Spiel des Lesens« ist es, Texte so täuschend echt nachzuahmen, dass andere Deinen Buchanfang für das Original halten. Sei einfach nicht Du selbst!
Spiele soll man ernst nehmen, sonst machen sie keinen Spaß. Literatur dagegen sollte man nicht allzu ernst nehmen, sonst macht sie irgendwann keinen Spaß mehr. »MIMIKRY – Das Spiel des Lesens« ist ein literarisches Gesellschaftsspiel. Aber es will auch mehr sein als ein Spiel und ein Zeitvertreib. Es will die Literatur vom hohen Sockel herunterholen zurück ins Leben. Es will das Bücherregal, in dem all die vergessenen Schätze schlummern und verstauben, wieder in einen sozialen Ort verwandeln und kanonisierte Klassiker anfassbar machen, indem es ihnen das Respekteinflößende austreibt – nicht aus Respektlosigkeit, sondern aus liebevoller Neugier und Hochachtung für die Sache der Literatur, die immer schon ein Spiel mit den Zeichen, Tonfällen und Masken war.
Teilnehmerzahl: 3 bis 9
Alter: 9 bis 99
Spielmaterialien: Zettel, Stifte, Bücherregal
1. Die Gruppe bestimmt einen Spielleiter für die Runde.
2. Die Gruppe schwärmt aus, sucht und inspiziert Bücher, jedoch ohne die erste Seite anzuschauen.
3. Die Gruppe einigt sich auf ein Buch. Der Spielleiter liest Klappentext und Stellen aus dem Buch vor, bis alle ein Gefühl für den Stil haben.
4. Der Spielleiter diktiert den ersten Satz oder Halbsatz des Buches.
5. Vom ersten Satz ausgehend schreibt jeder seine eigene Version der ersten fünf bis zehn Buchzeilen auf. Der Spielleiter schreibt währenddessen den Anfang des Originals ab. Auf Lesbarkeit achten.
6. Der Spielleiter sammelt alle Versionen ein, nummeriert sie einschließlich des Originals in zufälliger Reihenfolge durch und liest sie vor, ohne zu stocken oder die Miene zu verziehen.
7. Alle stimmen gleichzeitig per Handzeichen für die Version, die sie für das Original halten.
8. Punkte erhält, wer das Original errät und wessen Textversion von anderen Spielern gewählt wird. Errät keiner das Original, bekommt der Spielleiter einen Punkt. In der nächsten Runde wechselt die Spielleitung.
Ein Kompendium der literarischen Bildung und Hochstapelei, der Variationen und Verirrungen, der Überschreibungen und Übertreibungen, zum Mitlesen und Mitraten. Und ganz nebenbei ein Who-is-who der literarischen Gegenwart, welches davon lebt, dass darin niemand er oder sie selbst ist.
Im Sommer 2015 baten wir 101 Schriftsteller, Journalisten und Künstler zur Literatur-Fälscherei. In der Tradition kollektiver Schreibexperimente – von den Zirkeln der Romantiker bis zu den surrealistischen Sitzungen – entstanden so an 19 Abenden täuschend echte aber frei erfundene Anverwandlungen an 80 Romananfänge: von der Weltliteratur bis zum aktuellen Bestseller, vom Lieblingsbuch bis zur verhassten Schullektüre. Das Buch »MIMIKRY – Das Spiel des Lesens« versammelt die Ergebnisse dieses sozial-literarischen Experiments.
René Aguigah, Doris Akrap, Philipp Albers, Jörg-Uwe Albig, Michael Angele, Klaus Bittermann, Jan Böttcher, Nilz Bokelberg, Gesine Borcherdt, Nora Bossong, Michael Brake, Susanne Bruha, Elke Buhr, Michael Bukowski, Alexander Cammann, Ann Cotten, Paulina Czienskowski, Georg Diez, Stefan Draschan, Thomas Draschan, Hanna Engelmeier, Heike Faller, Timo Feldhaus, Philipp Felsch, Mirus Fitzner, Lucy Fricke, Holm Friebe, Jenny Friedrich-Freksa, Mirna Funk, Ulf Geyersbach, Maike Gosch, Katharina Grossmann-Hensel, Ulrike Guérot, Ulrich Gutmair, Ingeborg Harms, Elias Hauck, Maximilian Hecker, Jana Hensel, Marlen Hobrack, Andrea Hanna Hünniger, Hans Hütt, Lukas Imhof, Mascha Jacobs, Fruzsina Jesse, Martin Kaluza, Juliet Kothe, Sabine Kray, Jan Küveler, Katja Kullmann, Svenja Leiber, Ulla Lenze, Thomas Lindemann, Sascha Lobo, Joachim Lottmann, Kristof Magnusson, Ijoma Mangold, Rebecca Martin, Tania Martini, Thomas Martini, Ursula März, Heike Melba-Fendel, Tobi Müller, Lina Muzur, Janna Maria Nandzik, Matthias Nawrat, Maruan Paschen, Anne Philippi, Johannes Ponader, Stephan Porombka, Thomas Ramge, Cornelius Reiber, Annika Reich, Tim Renner, Ronja von Rönne, Niels Ruf, Tina Sauerländer, Derek Scally, Martin Schacht, Kai Schächtele, Christian Y. Schmidt, Jochen Schmidt, Oliver Maria Schmitt, Elke Schmitter, Katharina Schmitz, Carl von Siemens, Lorena Simmel, Brittani Sonnenberg, Antje Stahl, Annika von Taube, Jackie Thomae, Silvia Vormelker, Anne Waak, David Wagner, Caroline Waldeck, Eva Weber-Guskar, Malte Welding, Florian Werner, Ivo Wessel, Antje Wewer, Julia Zange, Hanns Zischler
Philipp Albers & Holm Friebe (Hg.):
MIMIKRY – Das Spiel des Lesens
Gebunden, 400 Seiten, mit 48 Seiten Farbfotos
Blumenbar, Berlin 2016
ISBN: 978-3-351-05028-3
24,00 €
Philipp Albers und Holm Friebe sind Gründer und Geschäftsführer der Zentralen Intelligenz Agentur in Berlin. Zusammen haben sie ein Standardwerk über Zahlenpsychologie verfasst (»Was Sie schon immer über 6 wissen wollten«, 2011) und elaborierte Spiel- und Improvisationsformate wie Powerpoint-Karaoke erfunden. Holm Friebe unterrichtet Designtheorie und schreibt Sachbücher (u.a. »Wir nennen es Arbeit«, 2006, und »Die Stein-Strategie«, 2013), Philipp Albers rezensiert Bücher für Deutschlandradio Kultur. Mit der ZIA beraten sie Dax-Konzerne und Ministerien, entwickeln Großgruppenformate und veranstalten eigene Konferenzen (u.a. Digital Bauhaus Summit). Das Lexikonspiel und seine literarische Ableitung mit Romananfängen und anderen Genres spielen sie seit über fünfzehn Jahren im privaten Freundeskreis.
»Ein fast unendlicher Spaß, zur Nachahmung empfohlen […]«
Elke Schmitter, DER SPIEGEL
»Amüsante, wunderbar analoge Spielerei zum Nachmachen.«
Meike Schnitzler, Brigitte
»Das Spiel funktioniert mit praktische jedem Buch.«
Jürgen Kaube, Frankfurter Allgemeine Woche
Buchpremiere:
»MIMIKRY – Das Spiel des Lesens« versammelt 101 Schriftsteller, Journalisten und Künstler zur Literatur-Fälscherei: Wer einen Romananfang am glaubwürdigsten imitiert, eine markante literarische Stimme am besten trifft, gewinnt. Zur Buchpremiere dieses Kompendiums der literarischen Bildung und Hochstapelei laden wir ein zur Blindverkostung mit renommierten Literaturkritikern auf der Bühne: Stephan Porombka, Ijoma Mangold, Doris Akrap und Jan Küveler. Was zeichnet den Stil von Günter Grass aus? Wie beginnt Jane Austens »Stolz und Vorurteil«? Kann man wie Rainald Goetz schreiben? Und würden Sie den Unterschied zwischen Original und Fälschung erkennen? Raten Sie mit!
Radialsystem V, Holzmarktstr. 33, 10243 Berlin
18.05.16
19:00 Uhr
Wien
19.05.16
20:00 Uhr
Göttingen
11.07.16
20:00 Uhr
Hamburg
25.09.16
14:00 Uhr
Stuttgart